Der Freiraum in der Box ist ein Teil der Community von Circular Berlin. Wir haben mit Carolina Mojto, der Architektin, Gründerin und Leiterin über Circular Economy im Freiraum gesprochen. Sie revitalisiert Häuser in Berlin und schafft nachhaltige, mit dem lokalen Umfeld verbundene und weltoffene Communities, wie z.B. im Freiraum, in der Boxhagenerstr. 96 und auch im Wohn- und Gewerbegebäude in der Boxhagenerstr. 18.
Was ist Eure Mission?
Wir verstehen unsere Arbeit als Einladung mit uns frei, kosmopolitisch, national, regional und hyperlokal zu denken und zu handeln! Die grossen Herausforderungen unserer Zeit können wir nur lösen, wenn wir gemeinsam handeln. Deswegen erweitern wir den Freiraum in der Box um einen Co-Creation Space für Open Social Innovation mit dem Fokus auf Biodiversität, Zirkularität und regenerative Systeme. Wir entwickeln gemeinsam mit Stiftungen, Start Ups und starken Partnern aus Wissenschaft und Politik im Reallabor Pilotprojekte für regenerative Kreisläufe und Ökosysteme.
Wir arbeiten in einem denkmalgeschützten Backsteingebäude. Über eine Rampe kamen früher Pferde in die Stallungen in den 1. Stock, im Erdgeschoss waren die Fuhrwerke untergebracht. Das Gebäude wurde 1893 für Otto Pohl, den „Kutschenkönig von Berlin“, errichtet. In der DDR war es ein Lager und später zog ein Antiquitätenhandel ein. Heute kommen hier Menschen aus der Nachbarschaft und der ganzen Welt zusammen bei Ausstellungen, Veranstaltungen und Workshops. Der Freiraum in der Box ist ein Ort der Kreativität, der Innovation und Begegnung.
CB: Warum ist für Dich als Architektin so wichtig, die zirkuläre Transformation des Bauens und der Gesellschaft mitzugestalten? Was verstehst Du unter Circular Economy?
Als Architektin interessiert mich die Frage, wie ein physischer Ort Ausgangspunkt für ein blühendes Zusammenleben, Lernen und Arbeiten im Einklang mit der Natur werden kann. Wenn man aber nicht nur Gebäude baut, sondern auch eine engagierte Community mitgestalten will, kann man noch viel mehr Synergien schaffen und beitragen zu kleinen und grossen Kreisläufen für ein nachhaltiges und soziales Miteinander. Deswegen verstehe ich meinen Beruf auch als Architektin von Gemeinschaft.
Der Freiraum selbst als Gebäude ist ein Pilotprojekt für das zirkuläre Bauen, für die Wertschätzung des Bestandes bei ständiger Weiterentwicklung der Funktion. Den Gebäudebestand zu schätzen heißt Ressourcen zu schonen, effizient zu nutzen und enorme Abfallmengen zu vermeiden. Auch die Umnutzung der Stallungen spart Ressourcen, zeigt wie vielfältig Gebäude weiterverwendet und verwandelt werden können, ohne sie abzureißen und neu aufzubauen.
CB: Wie hat das Gebäude die Idee des Freiraums in der Box beeinflusst?
Seit 2008 setze ich mich mit Mitstreiter*innen dafür ein, die einladende Atmosphäre des Ortes zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Veranstaltungen in den letzten 10 Jahren wurden sehr gut angenommen, weil der Freiraum vielfältige, spannende Räume bietet, grosse und kleine, hohe und niedrige. Im Zusammenspiel von Ziegel, Holz und Stein und dem grünen Garten mitten in der Stadt sind viele inspirierende Formate und wunderbare Begegnungen entstanden – vom gemeinsamen Kochen, Essen und Arbeiten im kleinen Kreis bis zu grossen Ausstellungen, StadtGesprächen und Sommerfesten. Wir betonen bei der Revitalisierung die natürlichen Materialien des Pferdestalls und gestalten den Garten noch grüner und natürlicher als er jemals war.
CB: Wie fördert der Freiraum in der Box eine zirkuläre Transformation?
Unser Co-Creation Space zielt darauf ab, eine Struktur zu schaffen, in der jede Organisation und jeder Einzelne dazu beitragen kann, Projekte und Initiativen zu erarbeiten, die mehr sind als die Summe ihrer einzelnen Teile.
Gerade Herausforderungen wie der Übergang von einer engen linearen Lieferkette zur Circular Economy können nicht von einzelnen Organisationen gelöst werden. Offene gesellschaftliche Innovation braucht das Engagement vieler Einzelner und von Gruppen, um gemeinsam etwas zu schaffen, was keines der beteiligten Mitglieder im gleichen Zeitrahmen oder mit den gleichen Ressourcen allein schaffen könnte. Diese “offenen Innovationsgruppen” entwickeln Antworten und können helfen, Lösungsansätze wirtschaftlicher und sozialer Herausforderungen zu beschleunigen.
CB: Wie weit seid Ihr? Was sind die ersten Ergebnisse?
Wir entwickeln mehrere Projekte und es gibt schon einige Mitglieder, die sich im Freiraum ständig treffen und gemeinsam arbeiten. In unseren Räumen arbeitet beispielsweise Concular an einer Plattform für die zirkuläre Transformation des Bauens.
Gemeinsam mit ProjectTogether probieren wir hier im Reallabor aus, wie man digitale Inspiration und Inspiration an einem physischen Ort für die nachhaltige Transformation unserer Gesellschaft verknüpfen kann, um größtmögliche Wirkung zu entfalten.
Wir sind gemeinsam mit Circular Berlin und dem Impact Hub Lokalpartner des Circular Futures Festivals von ProjectTogether am 7. und 8. Oktober und laden Euch alle ein, digital und real im Freiraum in der Box mitzumachen.
Wir sind erst am Anfang: wir möchten weitere Partner*innen mit an Bord holen und unsere Open Social Innovation Community mit dem Fokus auf Biodiversität, Zirkularität und Regenerative Systeme im Freiraum und in der Boxhagenerstr. 18 ausbauen.
CB: Was sind die größten Herausforderungen in der Entwicklung der Circular Economy?
Die erste Herausforderung ist, jede Krise als eine Chance für einen Aufbruch zu sehen anstatt zu verzweifeln und Angst zu haben. Und die zweite Herausforderung ist, möglichst viele Menschen für die Transformation zu begeistern und die Vorteile der Wertschätzung von Ressourcen, des Zusammenarbeitens und des engen Austauschs zu sehen, anstatt in unterschiedlichen Filterblasen zu leben.
Schreibt uns gerne an: info@box-freiraum.berlin. wenn ihr Teil unserer Freiraum in der Box Community werden wollt, Ideen für das Circular Futures Festival habt oder einfach unsere Räume kennenlernen wollt, wir freuen uns sehr über den Austausch mit engagierten Circular Economy Akteuren!
Das Interview ist von Maria Chizhova vorbereitet.