In Berlin mit über 3,7 Millionen Menschen gehen pro Jahr und Einwohner*in 85-89 kg Bioabfall verloren (Selbstkalkulation: Abfallbilanz 2017, Stand vor der Einführung der Bioabfall-Sammlung als Pflichttonne). Damit wird der natürliche Stoffkreislauf unterbrochen. Eigentlich könnte aus dem Abfall fruchtbarer Wurmhumus werden. Durch Kompostierung. Und das geht auch in der Stadt.
Kompostwürmer sind eine heimische Art der Regenwürmer. Sie fressen am liebsten organisches Material. In sechs Monaten machen sie aus Bioabfall kleine Humuskrümel und die enthalten ganz viele Nährstoffe. Vier Personen bekommen so pro Jahr mindestens 20 kg des „schwarzen Golds”. Dieser Wurmhumus ist nicht nur der beste Pflanzendünger, damit kann sogar Erde revitalisiert werden. Der Boden kann dann mehr Wasser speichern und das hilft Pflanzen heiße Sommer zu überstehen. So wird der Kreislauf wieder geschlossen.
Um das Kompostieren in der Stadt so einfach wie möglich zu machen, hat sich das Berliner Sozialunternehmen hubus was überlegt: Sie machen Komposter in Form von Sitzbänken, die sich Städter*innen in die Wohnung, den Garten oder auf den Balkon stellen können. Neben einer fertigen Sitzbank in zwei Größen gibt es seit kurzem auch ein Selbstbau-Set.
Das haben die beiden Gründerinnen Anja Carsten und Julia Seidel im Frühjahr 2019 für Leute entwickelt, die gern selbst bauen. Das Gute daran: Der DIY hubus ist pandemietauglich, denn er lässt sich zuhause und allein bauen. Also selbst mit den aktuellen Einschränkungen kein Problem.
hubus ist Teil der Community von Circular Berlin. Die beiden Gründerinnen haben mit uns über ihr Konzept, „schwarzes Gold” und ihre Motivation gesprochen:
CB: Ihr macht Kompostmöbel. Was ist das?
Der Begriff hat sich aus unserer eigenen Lebenssituation ergeben. Als Berlinerinnen wissen wir, dass die meisten Wohnungen in der Stadt keine überschüssigen Quadratmeter haben. Deswegen war es uns wichtig einen Wurmkomposter zu entwickeln, der zugleich als Sitzmöbel genutzt werden kann. Der Begriff Kompostmöbel ist eine Kombination aus WurmKOMPOST und SitzMÖBEL. Damit betonen wir die Doppelfunktion. Gleichzeitig wollen wir „Möbel“ anbieten, die so schön sind, dass sie auch in der Wohnung stehen können. Das ist unser Anspruch an unsere Produkte.
CB: Und wie läuft die Kompostierung in eurem Sitzmöbel praktisch ab?
Das Prinzip ist ganz einfach: man sammelt beim Kochen alle Obst- und Gemüsekanten sowie Tee- und Kaffeereste ein. Dann gibt man aus dem Altpapier noch etwas Papier oder Pappe hinzu und füttert diese Mischung an die Würmer in der Kompostsitzbank. Die machen sich direkt über diese veganen Abfälle her, also beginnt der Verwertungsprozess sofort. Da die Würmer täglich alles durchwühlen, wird die Mischung schön belüftet und der Inhalt riecht allenfalls nach Walderde.
Stichwort Erde: Wer Wurmhumus hat, braucht nie wieder Pflanzenerde oder Dünger zu kaufen. Das ist praktisch, vor allem aber ist es eine spannende Sache für Groß und Klein. Mit einem Wurmkomposter holt man sich den Kreislauf des Lebens nach Hause.
CB: Im Netz findet man Aussagen wie „Wurmhumus, das schwarze Gold des Gärtners“. Was genau macht ihn denn so wertvoll?
Anders als beim Gartenkompost, wo die Gärtner*innen immer wenden müssen, machen bei der Wurmkompostierung die Würmer die Arbeit. Und die Qualität von Wurmhumus ist viel besser. Das liegt daran, dass im Wurmkompost viel mehr Organismen arbeiten als im Gartenkompost. So fressen die Würmer alles mehrfach. Und genau das macht die Qualität des Wurmhumus aus. In ihren Mägen werden die vielen Nährstoffe aus unseren Resten nicht nur aufgeschlossen, sondern gleich gut „verpackt“. Die Würmer verkleben sie nämlich mit mineralischen Partikeln. nützlichen Bakterien und Enzymen zu Krümeln. Diese Krümel können Wasser und Luft speichern und halten die Nährstoffe für die Pflanzen fest. Und noch besser: In den Krümeln sind lebendige Mikroorganismen, die unseren toten Böden meistens fehlen. Deshalb kann man Erde aus dem Vorjahr mit diesem schwarzen Gold „recyceln“. Nur 20 Prozent Wurmhumus reichen, um ausgelaugte Erde wiederzubeleben.
Mit einem zeitlichen Aufwand von ca. fünf Minuten am Tag vermeidet man also Müll, hält essenzielle Bodennährstoffe im Kreislauf, kann sein eigenes Gemüse auf gesunder Erde anbauen und spart die Kosten für Dünger und Pflanzenerde.
CB: Was treibt euch an? Was war ausschlaggebend für die Gründung von hubus?
Anja: Am Anfang war ich unzufrieden mit der Entsorgung von Küchenabfällen in der Mülltonne. Als Mutter von kleinen Kindern, musste für mich eine bessere Lösung her. Über den Kindergarten kam die Idee mit einem Wurmkomposter auf. Es gab aber kein plastikfreies Modell in einer passenden Größe für uns als Familie. So wurde die Idee geboren ein eigenes nachhaltiges Modell zu entwickeln, das lokal produziert wird.
Nach den ersten Schritten in diese Richtung habe ich Julia kennengelernt, die sofort von der Idee begeistert war. Gemeinsam haben wir Workshops zur Wurmkompostierung angeboten und parallel an unserem Produkt gearbeitet. Zunächst noch neben anderen Jobs. 2019 sind wir dann offiziell als hubus mit Online Shop und eigenen Produkten an den Start gegangen.
Anja und Julia: Unsere Vision ist es, möglichst viele Städter*innen davon zu überzeugen diesen natürlichen Kreislauf im eigenen Haushalt zu nutzen. Die Vorstellung wieviel lebendige Erde in unseren Städten entstehen könnte, mit der Hinterhöfe, Balkone und der Stadtraum begrünt werden kann, ist einfach genial. Das treibt uns an.
CB: Was genau bietet Ihr an?
Bei uns gibt es sowohl nachhaltige Wurmkomposter und Zubehör als auch das Know-how rund um die Wurmkompostierung. Wir empowern unsere Käufer*innen durch Online-Workshops mit Wissen zur praktischen Umsetzung. Auch außerhalb der Workshops sind wir immer ansprechbar über WhatsApp oder Mail und stehen der Community bei Unsicherheiten alle zwei Wochen auf Instagram Live mit Rat zur Seite.
Das Kunden-Feedback des letzten Jahres hat uns dazu gebracht ein individualisierbares Produkt zu entwickeln, unseren DIY hubus. Die Käufer*innen können dabei Breite, Holzart und Beine anpassen. Ganz bewusst liefern wir das Holz in unserem DIY Bauset nicht mit. So kann man entweder eigene Holzvorräte nutzen oder zugeschnittenes Holz aus dem Baumarkt nehmen. Das spart unnötige Transportwege und CO2. Wir setzen auf Nachhaltigkeit und wollen Ressourcen schonen. Das gilt für den Nährstoffkreislauf der Kompostierung, die Idee und die Produktion unserer Kompostmöbel, deren Verpackung und den klimaneutralen Versand.
Es ist toll zur Community von Circular Berlin zu gehören, wo alle daran arbeiten die Ressourcen in dieser Stadt besser zu nutzen. Wir freuen uns über einen Austausch mit Euch oder Feedback unter hello@hubus-berlin.de oder www.hubus-berlin.de
Mehr Infos zum DIY hubus
Zum Servicepaket des DIY hubus gehören:
– Bauvideo in dem die Gründerinnen Schritt für Schritt zeigen wie ein DIY hubus gebaut wird
– Bauskizze mit Angaben für den Holzzuschnitt, Markierungen für die Bohrlöcher und zwei Bauvarianten für die Beine
– Anleitung zur Nutzung des hubus und Tipps zum Leihen von Werkzeug
– 90 Minuten Online-Workshop zur Wurmkompostierung mit den Gründerinnen
– Support durch die Gründerinnen zu Bau und Kompostierung jederzeit per Mail und WhatsApp
– Live Support von den Profis alle zwei Wochen über Instagram-Live
– geschlossene und moderierte Facebook-Gruppe zum Austausch für alle hubus-Käufer*innen
Im Postpaket enthalten: Stahlbeine, Lochblech zum Trennen der Kompostkammern, alle Holzdübel, Schrauben, Unterlegscheiben und Muttern samt Senkbohrer, Holzklötzchen, Kleber, Vlies und Wanne für Sickerwasser
Benötigtes Werkzeug: Handsäge, Schraubzwingen, Zange, Tacker, Akkuschrauber und 6 mm- Holzbohrer, Zollstock, Winkelmaß, Schleifpapier und -klotz
Preis: 176 €
Zu bestellen im hubus Shop unter www.hubus-berlin.de/shop