Die Repair-Deal-Pop-Up-Woche hat gezeigt, dass Berlinerinnen und Berliner bereit sind, sich an praktischen, kreativen und gemeinschaftsbasierten Nachhaltigkeitsinitiativen zu beteiligen. Mit einem vielfältigen Programm, starken Partnerschaften und wertvollen Erkenntnissen legte die Veranstaltung ein solides Fundament für künftige Reparatur zentrierte Aktivitäten.
Im Juli 2025 haben wir von Circular Berlin die erste Repair Deal Pop-Up Week in Berlin-Kreuzberg veranstaltet. Dieses Pop-Up fand im Rahmen des von der EU geförderten Projekts SOLSTICE statt und markierte zugleich den Auftakt für den offiziellen Start des Repair Deal’s.
Über vier Tage hinweg boten wir ein abwechslungsreiches und inspirierendes Programm, das Berlinerinnen rund um die Themen Reparatur, nachhaltige Mode und zirkuläre Praktiken zusammenbrachte. Das Event zog ein breites Publikum an, das sich an Workshops, Gesprächen und kreativem Austausch beteiligte. Ziel war es, Menschen einzuladen, das Potenzial von Reparatur und der Wiederaufwertung von Textilien neu zu entdecken. Neben einer kleinen Eröffnungsfeier und der Live-Reparaturstation konnten die Besuchenden an einem Sustainable Styling Workshop teilnehmen, den Visible Mending WorkshopArt on Broken Piecesbesuchen oder dem Live-TalkDenim Dialoguezuhören und sich auch aktiv an dem Gespräch beteiligen.

Die Pop-Up Week entstand in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern. Die Denim Marke DAWN unterstützte die Initiative mit der Bereitstellung des Veranstaltungsortes, dem Dawn Haus, während wir als Circular Berlin die Organisation des Repair Deal's übernahmen. Patricia Vogt von Blindhedarbeitete an der Reparaturstation als Denim-Expertin und Stefanija Pejchinovska von Damajaführte die Visible Mending Workshops durch. Beide trugen mit ihrer umfassenden Reparatur-Expertise maßgeblich zum Erfolg der Veranstaltung bei. Das Talk-FormatDenim Dialoguewurde von den Künstlerinnen und Content Creatorinnen Anna König und Monja Gentschowmoderiert, die in einem offenen und persönlichen Gespräch über Denim, Stil, Selbst Expression und bewussten Konsum sprachen.
Insgesamt zählte das Pop-Up etwa 150 Besuchende, von denen 29 an den Workshops teilnahmen. Die Mehrheit der Teilnehmenden war zwischen 25 und 45 Jahre alt und identifizierte sich überwiegend mit dem weiblichen Geschlecht. Die meisten Teilnehmer*innen besuchten das Event, um neue Reparaturtechniken zu erlernen, und alle gaben an, die erlernten Fähigkeiten künftig weiter anwenden zu wollen. 80 Prozent der Workshop-Teilnehmenden berichteten, dass die Workshops ihr Verhältnis zur Reparatur im Vergleich zum Neukauf positiv beeinflusst haben. Die restlichen 20 Prozent waren bereits stark vom Wert einer Reparatur überzeugt. Für viele war es das erste Mal, an einem organisierten Reparatur-Workshop teilzunehmen, auch wenn etwa die Hälfte bereits zuhause eigene Reparatur Erfahrungen gesammelt hatte.

Das Herzstück des Pop-Ups war unsere Reparaturstation, ausgestattet mit einer brandneuen industriellen Nähmaschine. Das Angebot der Live-Reparatur wurde gut angenommen, rund 20 Denim-Hosen konnten über die vier Tage hinweg repariert werden. Interessanterweise wichen die häufigsten Reparaturen von unseren Erwartungen ab. Statt vor allem Reißverschlüsse oder den Schrittbereich zu flicken, zeigte sich, dass Taschen, Sattel und die Hüfte am häufigsten repariert werden mussten. Darüber hinaus wiesen Hosen mehrere Schäden auf, die den Besitzenden oft gar nicht bewusst waren.
Alle Besuchende zeigten sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen, und das allgemeine Feedback war durchweg positiv. Etwa 75 Prozent der Befragten bewerteten die Veranstaltung mit der Höchstnote 10 von 10 Punkten.

Die Woche brachte für uns wertvolle Erkenntnisse. Besonders deutlich wurde, wie wichtig das richtige Timing ist: Die meisten Besucherinnen kamen am Freitagnachmittag und -abend, was darauf hinweist, dass zukünftige Veranstaltungen unbedingt auch am Wochenende stattfinden sollten, um besser in den Alltag der Zielgruppe zu passen. Außerdem zeigte sich, dass eine Live-Reparaturstation in einem öffentlichen und interaktiven Rahmen ganz anders funktioniert als ein klassischer Reparaturservice. Viele Besuchende nahmen sich Zeit, um sich mit der Reparatur-Expertin auszutauschen, dies eröffnete einen wertvollen Dialog, der den Reparaturprozess allerdings verlangsamte.
Insgesamt war die Repair Deal Pop-Up Woche ein gelungener Auftakt zur Stärkung der Reparaturkultur in Berlin. Die Veranstaltung hat bewiesen, dass Nachhaltigkeit, Kreativität und Gemeinschaftssinn sich hervorragend verbinden lassen. Die geknüpften Kontakte und gewonnenen Erkenntnisse werden uns in den kommenden 18 Monaten dabei helfen, den Repair Deal weiterzuentwickeln. Wir freuen uns darauf, diesen Weg weiterzuverfolgen, zirkuläre Praktiken im Textilbereich voranzutreiben und noch mehr Räume zu schaffen, in denen Menschen Reparatur neu erleben und gestalten können.
Artikel von Xenia Schelper